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Flora und Fauna

Wie auch alle anderen kanarischen Inseln beherbergt auch die Vulkaninsel El Hierro eine Vielzahl endemischer, spezialisierter Pflanzenarten. Besonders im Frühjahr gestaltet sich die Vegetation als sehr bunt und üppig. Die Pflanzenwelt El Hierros hat sich den außergewöhnlichen, klimatischen Bedingungen angepasst, einige Arten sind nur hier zu finden. Gewächse, wie der Drachenbaum oder einzelne Farnarten, sind Nachfahren von Pflanzen, die vor etwa einer Million Jahren auf der Insel und im gesamten Mittelmeerraum verbreitet waren. Für den teils sehr üppigen Wuchs ist hauptsächlich das milde Klima verantwortlich, das für die Kanaren beispielhaft ist. Der Passatnebel sorgt für ausreichend Feuchtigkeit, was sich besonders in den Höhenlagen zeigt, denn hier ist die Landschaft geprägt von großen Weiden, Wiesen und herrlichen Wäldern. In trockeneren Landstrichen setzen vor allem bestimmte Flechten bunte Farbakzente, die hauptsächlich auf jüngerem Vulkanboden vorzufinden sind. Eine der bekanntesten Flechtenarten ist die Orchilla-Flechte, die an vielen Klippen zu finden ist. Der feine Sprühnebel reicht aus, um sie prächtig gedeihen zu lassen. Bei den Ureinwohnern der Insel El Hierro war diese Pflanze, aus der sie einen roten Farbstoff gewannen, sehr begehrt. In den Ebenen, den Küstengebieten und Landstrichen bis zu 400 Metern Höhe wachsen vor allem dickblättrige Gewächse, die vom Tau, der sich nachts auf die Pflanzen legt, gespeist werden. Die dicken Blätter können die Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen, sodass sie auch ohne direkte Niederschläge gedeihen können. Wolfsmilchgewächse kommen hauptsächlich im Küstengebiet vor, in dem auch der Strandflieder zu finden ist. Besonders hervorzuheben ist sicherlich der Drachenbaum, der seit über 20 Millionen Jahren in Europa nicht mehr vorkommt. Die erste Blüte dieses Liliengewächses findet erst nach rund zehn Jahren statt, die sich in orangefarbenen, kleinen Früchten zeigt. Dort, wo der Drachenbaum gut gedeiht, fühlen sich auch Wacholder und die kanarische Dattelpalme wohl. In Höhenlagen von 200 bis 800 Metern verleihen sie der Landschaft einen urtümlichen, besonderen Charme. In der Region El Pinar haben Naturliebhaber die Möglichkeit, durch große Pinienwälder zu streifen. Die alten Bäume weisen teilweise eine Größe von bis zu fünfzig Metern auf, wobei die dicht bewachsenen Kronen fast bis zum Boden reichen. Die Pinien verfügen über äußerst lange Nadeln, die die Feuchtigkeit, die zum Wachstum erforderlich ist, aus den Passatwolken aufnehmen.

Eine besonders üppige Vegetation findet man im Feuchtwald Monteverde, in Höhen von 800 bis 1.500 Metern, vor. Neben Lorbeerwäldern, die teilweise mit Kiefern vermischt sind, wird die Landschaft von Baumheide geprägt. Hier sind aber auch seltene Pflanzenarten, wie zum Beispiel der Ölbaum oder der Stinklorbeer, zu finden. In dem fast dschungelartigen Gebiet gedeiht der Grübchenfarn sehr gut, dessen Wedel bis zu drei Meter in die Luft ragen. Es kommen auch noch Eukalyptusbäume vor, die einst aus Australien auf die Insel gebracht wurden und bis zu 40 Meter hoch sind. Sie werden allerdings nicht mehr angebaut, da sie sehr viel Wasser benötigen und Pflanzen in ihrer Umgebung schaden.

Die Flora der Insel El Hierro hat also mit ihrer Artenvielfalt nicht nur Naturliebhabern sehr viel zu bieten und lädt zu ausgiebigen Spaziergängen und erlebnisreichen Wanderungen in traumhafter Kulisse ein.

Die Fauna El Hierros ist auf jeden Fall artenreicher, als die der übrigen kanarischen Inseln. Sehr bekannt sind zum Beispiel die Riesenechsen, von denen man angenommen hat, sie seien längst ausgestorben. In den 1970er Jahren wurden sie wieder entdeckt und stehen seit dem, in ihrem natürlichen Lebensraum an der Fuga de la Goreta, unter besonderem Schutz. Aber auch zahlreiche andere Reptilien kommen auf der Vulkaninsel vor. So kann es passieren, dass Urlauber bei einem Spaziergang auf einen Laubfrosch, Gecko oder eine Glattechse treffen, die sich in diesem besonderen Klima sehr wohl fühlen. Die Fledermaus stellt das einzige Säugetier dar, das sich ohne menschliches Zutun auf der Insel El Hierro angesiedelt hat. Ziegen wurden von den Inselbewohnern zur Viehwirtschaft hierher gebracht und weiden hauptsächlich auf den grünen Hochebenen. Reisenden wird auffallen, dass es auf El Hierro zahlreiche Kaninchen gibt, diese wurde aber eher zu Jagdzwecken auf der Insel angesiedelt. Vogelliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn sie können viele dieser sangesfreudigen Tiere auf El Hierro beobachten. Der Kanarengirlitz ist die Wildform des bei uns bekannten Kanarienvogels. Sein Federkleid ist zwar nicht sehr farbenfroh, seinen lieblichen Gesang kann man jedoch schon von weitem hören. Ebenfalls häufiger anzutreffen sind zum Beispiel Buchfinken, Möwen, Turmfalken und Blaumeisen. Der Kolkrabe stellt auf El Hierro schon eine Besonderheit dar, denn er kommt im mitteleuropäischen Raum nur noch sehr selten vor. Etwa 5.000 Insektenarten sind auf der Insel El Hierro beheimatet. Dennoch gibt es keine Wespen, kaum Fliegen und wenig Mücken, was den Menschen natürlich zugute kommt. Der Artenreichtum der Unterwasserwelt an der Küste El Hierros ist einzigartig auf den Kanaren. Im flachen Wasser findet man sehr viele Schnecken und Krebse. In tieferen Gefilden kommen Schwärme von Thunfischen und Brassen vor, auch verschiedene Hai- und Walarten tummeln sich hier, kommen aber nicht zu nah an die Küste. Delfine, Muränen und Tintenfische sind ebenfalls öfter anzutreffen und können bei einem Tauchgang aus nächster Nähe beobachtet werden. Die Küste der Insel El Hierro gehört zu den beliebtesten Tauchgebieten der Kanaren.




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Titelfoto: iStockphoto.com - Andrzej Gibasiewicz